Die Verwendung von Regenwasser bei der Diskuspflege
von Frank Tinnes
Erstveröffentlichung im Diskusbrief 01/2004
Viele Diskusliebhaber werden bei der Überlegung möglichst artgerechtes Diskuswasser herzustellen sicherlich auch über eine Verwendung von Regenwasser nachgedacht haben. Ich möchte nachfolgend meine Art der Aufbereitung von Regenwasser, die nun ich seit mehr als 4 Jahren praktiziere, etwas näher vorstellen.
Es geht mir dabei nicht darum eine hochtechnische und komplizierte Aufbereitungsanlage vorzustellen, sondern ich möchte vielmehr eine einfache Möglichkeit aufzeigen, wie sich der Diskusfreund die natürliche Ressource Regenwasser auf günstige Art und Weise zu Nutze machen kann.
Ich hoffe, der ein oder andere Aquarianer wird durch meinen Erfahrungsbericht angeregt , sich selbst mit der Nutzung von Regenwasser auseinander zu setzen.
Regenwasser im Laufe der Zeit
Zu Zeiten als es noch keine Umkehrosmose- und Vollentsalzungsanlagen wurden, jedenfalls, wenn man ältere aquaristischer Literatur Glauben schenkt, setzten viele Aquarianer immer wieder Regenwasser ein, besonders für die Zucht.
Die Entwicklung von Umkehrosmose- und Vollentsalzungsanlagen und die Tatsache, dass der Regen immer saurer wurde (teilweise wurden Ph-Werte unter 4 gemessen) sorgten dafür , dass die Verwendung von Regenwasser immer mehr an Bedeutung verlor.
Mittlerweile haben verschärfte Regelungen der Schadstoffemissionen dazu geführt, dass solche „saure Regen“ in unseren Gegenden glücklicherweise kaum noch vorkommen. Dennoch kann der Regen Schadstoffe enthalten, die es für die aquaristische Verwendung zu entfernen gilt.
Werte des hiesigen Regens:
Folgende aquaristisch relevanten Ausgangswerte konnte ich im Laufe der Jahre ermitteln, die sich auf die Gegend um Kenzingen bei Freiburg (also ländlicher Bereich) beziehen . Dabei wurde der Regen über ein Hausdach aus Tonziegeln aufgefangen, dessen Regenrinne (keine Kupferrinne!) je nach Jahreszeit Laub enthielt.
PH- Wert : 5,8 – 7,2
Leitwert : 25 – 115 µS
GH . 0 – 1 dH
Kh : 0 – 1,5 dH
Ammonium : 0 – 2 mg
Nitrit : 0 – 1 mg
Nitrat : 0 – 15 mg
Kupfer : 0 – 0,02 mg
Auffallend war, dass die Spitzenwerte meist nach längeren Trockenzeiten auftraten . Deshalb fange ich heute nach solchen Trockenperioden den ersten Regen nach Möglichkeit nicht mehr auf um größere Staub- , Asche- und Rußmengen, die Schwermetalle enthalten können, möglichst zu vermeiden.
Anlagenaufbau
Das über das Tonziegeldach unseres Wohnhauses aufgefangene Regenwasser gelangt über eine im Fallrohr der Dachrinne eingebrachte Regenwasserschnecke , wie man sie in jedem Baumarkt erwerben kann, in eine Regentonne . Die Regenwasserschnecke regelt das Niveau der Regenwassertonne selbst , sodaß ein Überlaufen der Tonne nicht möglich ist. Ist die Tonne voll , läuft das Wasser nicht mehr in diese , sondern durch das Fallrohr in den Abfluß.
An dieser Regentonne sind durch Schläuche weitere Regentonnen angeschlossen . Dieser Aufbau ist beliebig erweiterbar je nach Bedarf an Regenwasser , bei mir derzeit 4 Tonnen.
Von einer dieser Regentonne führt ein Wasserschlauch in den Kellerbereich zu einer weiteren Tonne. In dieser wird begonnen das Regenwasser aufzubereiten.
Vom Wassereinlauf wird das Wasser über ein Netz in die Tonne geleitet, damit gröbere Schmutzpartikel wie z.B. Laub zurückgehalten werden können.
Das Regenwasser wird nun über einen Aktivkohle – Filter geleitet. Anfangs füllte ich Aktivkohle in die üblichen Filtersäulen , die man von den Vollentsalzern kennt, allerdings verstopfte diese Anordnung recht schnell.
Deshalb baute ich mir folgenden Filter selbst:
Der Boden eines einfachen Eimers wurde mit kleinen Löchern durchbohrt. Man sollte die Löcher aber nicht zu groß machen und auch nicht zu viele, damit das Wasser sehr langsam ( bei mir ca. 30 Liter in der Stunde) hindurchfließen kann und so eine große Verweilzeit im Eimer hat . Über diese Löcher gibt man eine etwa 2 cm hohe Schicht Filterwatte oder Blaue Filtermatte. Über diese Schicht gibt man Aktivkohle . Ich bevorzuge hier Hochaktivfilterkohle in Pellet-Form. Die Höhe hängt von der zu filternden Wassermenge und der Schadstoffbelastung des Regenwassers ab. Dies sollte jeder selbst vor Ort testen.
Am oberen Rand des Eimers bohrt man ein Loch für einen 16/18 mm Schlauch, der mittels eines Gardenaverschlusses am Eimer fixiert wird. Das andere Ende des Schlauches schließt man an eine kleine , möglichst regulierbare Kreiselpumpe an.
Das Wasser wird nun mindestens 24 Stunden (ich bevorzuge im Normalfall 48 Stunden) über diese Aktivkohleschicht geleitet und zwar ganz langsam , sodaß eine hohe Verweildauer (mit einer regulierbaren Kreiselpumpe leicht zu erreichen) des Wassers im Eimer entsteht. Mit der Zeit entwickelt man auch ein Fingerspitzengefühl welche Mengen Filtermaterial und welche Fließgeschwindigkeiten die richtigen sind.
Danach wird das so gefilterte Wasser in eine weitere Regentonne gepumpt . Bis vor 2 Jahren ließ ich es dort über einen UV-Filter laufen um mögliche bakteriellen Belastungen zu senken und so Schädigungen an der Fauna des Aquariums auszuschließen. Mittlerweile setze ich hier nur noch Easy-Life ein. Dies beseitigt neben einer bakteriellen Belastung zudem, falls in der ersten Tonne bei der Filterung noch nicht passiert, noch eventuelle Ammonium- und Nitritreste des Regenwassers und wirkt als zusätzliche Sicherheit, falls aufgrund von erschöpfter Kohle doch noch Schadstoffe vorhanden sein sollten, da auch diese gebunden werden. (vgl: Testbericht Easy-Life Flüssiges Filtermedium – der „verlängerte Filter“ Diskus Brief 1 /2002 ) Der Fall-Out von Easy-Life , der sich auf dem Tonnenboden absetzt, wird monatlich entsorgt. Das so behandelte Wasser wird dann in eine dritte Tonne gepumpt, in der sich nur noch ein Luftausströmer befindet.
Dort gebe ich dem Wasser noch Diskus-Mineral von Weber bzw. mische das Regenwasser mit Leitungswasser oder filtere es über Torf, je nachdem ob ich es für die Zucht oder die Hälterung verwende möchte.
Bei dem Regenwasser in meiner Gegend (Kaiserstuhl , Breisgau) reichen mir 5 Liter Hochaktivkohle (erhältlich im Fachhandel oder Laborbedarf für 12000 Liter aufbereitetes Regenwasser. Dabei ist neben der Sicherheit durch den Easy-Life Zusatz eine ausreichend große Sicherheitsreserve (in Test bereitete ich so mehr als 15000 Liter auf ) einkalkuliert.
Noch erwähnen möchte ich , dass der Filter im Dauerbetrieb laufen sollte. Führen Umstände zu einen längeren Abschalten oder Ausfall des Filters, sollte das komplette Filtermaterial vor einer Wiederinbetriebnahme komplett erneuert werden.
Im April 2008 wechselte ich von Easy-life auf das Produkt Happy-Life, seit Dezember 2021 benuzte ich Ecoclar von Tropical anstatt Happy-Life und seit 2008 das Produkt Aqua-Namin anstatt Diskus-Mineral.
Ich wünsche allen viel Spaß beim Nachbauen meiner Anordnung und beim Ausnutzen der natürlich gegebenen Ressource Regenwasser.